Das Kunstprojekt „memoria“ untersucht die Verflechtungen zwischen Medienspeichertechnologien und dem menschlichen Gedächtnis sowie die Vergänglichkeit von Erinnerungen in digitalen Speichermedien. Dabei stellt sich die Frage, in welchen Formen menschliche Erinnerungen auftreten und wie das „Ich“ unter den Bedingungen digitaler Speichertechnologien existiert. Das Projekt zeigt kreativ, wie Erinnerungen gespeichert und präsentiert werden können und lädt die Betrachter*innen ein, ihre eigenen Erfahrungen und Gedanken zu reflektieren.
Die Idee für „memoria“ entstand während meiner Recherchen in Robion im Sommer 2022. Dort setzte ich mich intensiv mit den Verfahren und aktuellen Problemen der Medientheorie und -philosophie auseinander. Insbesondere untersuchte ich die digitale Kultur und Kunst basierend auf der Philosophie von Vilém Flusser. Grundlage der Inspiration bildete eine Gruppenarbeit, die uns herausforderte, Schritt für Schritt aufzuschreiben, wie unbeabsichtigt Bilder entstehen können. Vor meiner Reise musste ich meine kleine Ricoh-Kamera zur Reparatur bringen, da sie durch ausgelaufenes Bier beschädigt wurde. Nach der Reparatur stellte ich fest, dass die auf der SD-Karte gespeicherten Bilder durch das beschädigte Speichermedium verändert worden waren. Sie verschmolzen miteinander, es traten Glitches auf und neue Farbkombinationen entstanden. Dieses Phänomen wollte ich weiter erforschen und vertiefen.
Hellrosa Modern Lebenslauf
Ich untersuchte digitale Speichermedien, insbesondere die SD-Karte, und ihre Auswirkungen auf das menschliche Gedächtnis. Die veränderten Bilder waren so verzerrt und verändert, dass sie nicht mehr den Erinnerungen entsprachen, die ich mit ihnen verband. Das Projektseminar „Konzept Medientheater“, ein Labor für medienkünstlerische Performances an der Humboldt-Universität zu Berlin, ermöglichte mir, meine Idee auszuarbeiten. Schließlich wurde das Projekt in einer Abschlussveranstaltung unter dem Titel „Box/Mirror“ präsentiert. Im Rahmen des Projekts habe ich darüber reflektiert, wie wir Erinnerungen betrachten und aufbewahren. Ich machte zusätzliche Filmaufnahmen, um den Prozess des Abrufens von Bildern und Archivierens darzustellen, und untersuchte die Gesten, die wir nutzen, um unsere Smartphones zu bedienen und durch unsere gespeicherten Fotos zu navigieren. Box/Mirror“ bestand aus einer Kombination von beschädigten Fotografien meiner Kamera, einem Video, das meine Beziehung zum Abrufen und Archivieren der Bilder repräsentiert, sowie einer Installation von Filmrollen und Speicherkarten, die in Wasser getaucht sind und den „gebrochenen Spiegel“ darstellen.
Das Projekt war eine neue Erfahrung für mich, da es mein erstes künstlerisches Projekt war, an dem ich von Anfang bis Ende selbstständig gearbeitet habe und mich mit meinen eigenen Lebenserfahrungen und Gedanken auseinandersetze. Meine Fotos repräsentieren eine Externalisierung meines Gedächtnisses und verdeutlichen, wie digitale Medien auf die vergessliche Natur der externalisierten menschlichen Gehirnfunktion reagieren, anstatt sich zu erinnern und zu speichern, wie es vorgesehen ist. Ich glaube, dass dieses Projekt das Potenzial hat, weiterentwickelt zu werden, und ich plane, mich in Zukunft weiter damit zu beschäftigen.

Hinterlasse einen Kommentar